Föhnsturm

 

Da wollt’ ich gestern über diesen Föhnsturm schreiben.

Hätte schreiben können, wie mich das Geschepper mitten in der Nacht aufgeweckt hat, wie dann die Böen sich durch ihr Rütteln an Hecken und Zäunen mir ins Ohr geschlichen sind, dass mir Angst um die alten Dachschindeln wurde. Wie dann das Geschepper ob seiner Penetranz in mir Verdächtigungen wachgerüttelt hat, wer denn da schon wieder, mich dann die Sorge um die Plane draußen aus dem Bett schob, mich blind im Dunklen meinen Bademantel suchen ließ, damit ich sie (die Plane) barfüßig auf überraschend warmen Beton, kontrollieren konnte, nur um festzustellen, dass sie es nicht brauchte, dann wieder das Geschepper, also raus in den Garten durch Blätterwirbel, um in die Nacht zu lauschen, nur um festzustellen, dass ich schon wieder.

Ich hätte erzählen können, wie ich dann alles gerichtet, mich ins Bett gelegt und im gleichen Moment der Sturm sich gelegt hatte und ich lächeln musste, über sinnlose Sorgen, Ängste, Schuldzuweisungen aus alten Kindheitsarchiven und wie dann der sanfte Schlafwind das alles weghauchte, mich verwehte.

Aber das kam mir dann gestern doch viel zu banal vor. Nur der Titel wäre schön gewesen. So wollte ich es verwerfen, habe aber dann auch noch den falschen Button erwischt und Leser aufgeschreckt.

Als mich aber heute Morgen der Schlafwind aus meinen Traumwelten mitten in Fetzen der Sturmgeschichte und vielen andern Bruchstücken, wie vom gestrigen Krimi, der Radtour in dem dann wieder eisigen Wind, den Kampf mit den verschlungenen Sprachen meines Computers, der Kommunikation in Biosphären, und vielen anderen Erlebnisruinen zurückwirbelte und mich sanft über die Schwelle in meine Wirklichkeit schubste, geschah, was der Erzählung nun endlich wert war:

Ich machte die Augen auf und sah in die deinen, wie du mir gegenüber lagst: ein freundliches Morgenlächeln.

 

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