Dreikönig

 

Nach den ursprünglichen Texten waren es weder drei noch Könige. Magoi wie in den griechischen Texten zu lesen ist. Also keine japanischen Wildkarpfen, sondern näher, westlicher: Altgriechisch: Μάγοι, Plural von Μάγος Magos, was in altgriechischen Quellen für: zoroastrische Gelehrte, auch die iranisch-medische Priesterkaste steht.

Eine Handvoll Magier aus dem Osten – Gelehrte, Wissenschaftler, Zauberer, Ausländer aus dem Osten, Iraker oder Iraner, vielleicht auch fast schon Turkmenen, Usbeken, Tadschiken, Afghanen, Kirgisen entlang der Seidenstraße oder südlicher Pakistani vielleicht gar Inder.

So fremd sind sie uns – aufgrund des mitgeführten Reichtums hätten sie trotzdem wohl nicht einmal in Österreich um Asyl ansuchen müssen wie ihre heutigen Nachfahren, sondern hätten vielleicht gleich die Staatsbürgerschaft oder zumindest ein Bankkonto angetragen bekommen.

So gleich sind sie uns – wer von uns stellt nicht irgendwann die Frage nach dem Sein, dem Ich und dem guten Lebensweg. In dem Sinne sind wir Wissenschaftler des eigenen Selbst, Suchende nach dem Guten und oft genug am Weg Zauberer des guten Willens, die mit Dingen umgehen, die sie selbst nicht verstehen.

Wenige von uns aber studieren deswegen gleich die alten Schriften in alten fremden Sprachen. Noch weniger machen sich im Schritttempo auf eine beschwerliche Reise von mindestens 1000 Kilometern oder viel weiter in die eine Richtung auf, gerade nicht in unserer von Reichtum geprägten Bequemlichkeit. Aber ohne Mühe lässt es sich einfach nicht sinnvoll fragen und sicherlich auch nicht vernünftig zaubern – da hilft der ganze Reichtum nicht. Ohne Mühe bleibt man im eigenen kleinen Lebenskreis gefangen.

Jedenfalls hatten unsere Magier aufgrund des längst vergangenen Exils der Juden die Schriften der alten jüdischen Propheten (in ihrer Zeit mehr als 500 Jahre alt) so wie die Aufzeichnungen eines Daniels, eines Jeremias und eines Jesajas, hatten den Mut, sich auf den Weg zu machen und zur rechten Zeit in Jerusalem die Fachleute zu fragen, welche aus den Schriften auch ohne weiters den rechten Ort zu lesen verstanden: Betlehem.

Und dann finden sie ein Neugeborenes, das nichts antworten kann. Später wir es getötet werden, weil es als Erwachsener bis in unsere Zeit hin viel zu unbequeme Sachen gesagt hat. Aber erst mal zeigt sich Ihnen das Ziel ihrer Reise stumm, die Antwort auf Ihre Forschungen und Mühen als Neugeborenes in dem Gestank der Armut eines Stalles.

„Zu billig!“ – würde man heute rufen: „Storno!“

Und doch sind göttliche tiefgründige Antworten meist einfach.

 

HINTERGRÜNDE 

 

1 Kommentar zu „Dreikönig

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*